Ihre Frage

Liebe Mitglieder der BfG,

vielen Dank für die Infos zum Wahlprogramm. Da ich neben der Personenwahl auch einer Partei ein Kreuz geben möchte, habe ich dieses Jahr entschlossen, es nach den Antworten und Plänen der Partei auf meine folgenden Fragen, zu vergeben. Diese Email wird an alle 3 Parteien geschickt, jedoch auf die einzelnen Wahlprogramme angepasst. Ich bitte darum, dass ich nicht mit einfachen Slogans und unrealistischen Phrasen abgespeist werde. Durch meine mehrjährige Erfahrung innerhalb der Stadtverwaltung und Tätigkeit im Landratsamt Fulda besitze ich einiges an Wissen, um die Antworten einschätzen zu können.

Zur Ihrer Partei möchte ich nur anmerken, dass ich den Schritt, eine parteilose Bürgerliste als 3. Partei zu initiieren sehr interessant finde und die Entwicklung mit Freude verfolgen werde.

  • Es soll eine Optimierung der Verwaltung durchgeführt werden Prozesse sollen gestrafft und Qualitätssicherung soll betrieben werden. Ebenso ist als Schlagwort Digitalisierung und Weiter-/ Fortbildung genannt. Welche konkreten Maßnahmen sollen zur Optimierung der Verwaltung durchgeführt werden und wie stellt sich die BfG eine optimierte Verwaltung mit den Begriffen konsequente Digitalisierung und zeitgemäße technische Ausstattung vor? Was muss konkret verbessert verändert werden?
  • Digitale Barrierefreiheit sowie Chancen der Digitalisierung in den Bereichen Tourismus, Gewerbe, Gesundheit, Familie, Soziales und Vereine soll vorangetrieben werden. Aktuell verfügt Gersfeld über ein sehr gutes Breitbandnetz in fast allen Haushalten. Das Mobilfunknetz ist, wie wir in den letzten 2 Tages gesehen haben, nicht stabil. Auch die Datenübertragungsraten sind dürftig. Wie stellt sich die BfG die Umsetzung der der Maßnahmen vor, wie soll es finanziert werden?
  • Sanfter und nachhaltiger Tourismus soll gefördert werden, Gersfeld soll sich als Gesundheitsbildungsstätte etablieren und Denkfabriken sollen angesiedelt werden. Wie sollen diese Projekte umgesetzt werden, damit es mehr als nur ein Lippenbekenntnis und warme Worte sind?

Vielen Dank für die Mühe und alles Gute!


Unsere Antwort

  • Erfahrungsgemäß bilden sich im Laufe der Jahre bei bestehenden Verwaltungen Abläufe und Verhalten, die dann irgendwann nicht immer optimal auf den Dienstleistungsgedanken und die Bürgernähe abgestimmt sind. Oftmals kommt es zu Überschneidungen der Aufgabenbereiche, ggf. werden bestimmte Dienstleistungen gar nicht mehr angeboten, weil anderes wichtiger erscheint. Synergien werden nicht genutzt, eine Überalterung des Personals und der IT-Ausstattung kann moderne Abläufe wie Onlinebürgerservice und Nutzung moderner Planungs- und Kommunikationstools erschweren. Durch die teilweise geäußerte Unzufriedenheit der Bürger sinkt die Motivation, die Bereitschaft sich weiterzubilden und es leidet ggf. auch das Betriebsklima.
  • Genaue Maßnahmen lassen sich erst planen, wenn die bestehenden Stellenbeschreibungen aktualisiert und an zukunftsfähige-enkeltaugliche Strukturen angepasst wurden. Hier müssen Stück für Stück die Aufgabenbereiche neu definiert und strukturiert werden. Natürlich muss dies unter Beachtung der entsprechenden Tarifverträge geschehen.
  • Konkret bedeutet dies die Einführung einer modernen IT, gezielte Schulung der Mitarbeiter in gebräuchlichen Tools. Die Mitarbeiter sollen durch eine aufgabenangepasste Weiterbildung in den Stand versetzt werden aufzusteigen oder durch Querverschiebung neue Aufgabengebiete zu erhalten. Generell soll die Fähigkeit zur kurzfristigen, auch abteilungsübergreifenden Vertretung erzeugt werden, um so eine konstante Leistungsfähigkeit zu erzielen. Hierzu gehört eine gezielte und qualitativ hochwertige Nachbesetzung, es muss sich nicht nur in finanzieller Hinsicht lohnen, für die Stadt zu arbeiten, Zufriedenheit an der Arbeit und Freude gehören dazu. Hier ist es wesentliche Aufgabe des Magistrats in Zusammenarbeit mit dem Personalrat dies zu unterstützen und zu ermöglichen.
  • Ziel sollte sein eine bürgernahe, schnell und effektiv reagierende Verwaltung mit hohem Onlineanteil gerade in diesen Zeiten, aber natürlich auch der Bereitstellung von persönlicher Beratung für Bürger, die noch nicht so IT-affin sind. Die vorgenannten Möglichkeiten sind nicht von jetzt auf gleich umzusetzen, hier bedarf es des Willens und Wollens aller Beteiligten.
  • Dieser Vorgang kann durch die interkommunale Zusammenarbeit unterstützt werden.

  • Das Thema Mobilfunk kann Gersfeld alleine nicht bewältigen. Hier müssen der Landkreis, das Land und die Carrier ins Boot geholt werden. Bestimmt laufen hierzu schon jahrelange Gespräche. Passiert ist scheinbar noch nicht genug. Finanzierung muss entweder von den Carriern übernommen, oder Fördermittel gesucht werden.
  • Die Digitalisierungsstrategie für Gersfeld soll sich an das Konzept der „Smart City“ anlehnen, welches vom Bund nun in wiederholter Runde gefördert wird. Es erstreckt sich auf alle oben genannten Bereiche. Eichenzell hat für dieses Modellkonzept 10 Millionen Euro zugewiesen bekommen und steht für unterstützende Beratung und Erfahrungsaustausch bereit. In vielen Städten wurden hochinteressante Projekte umgesetzt, die geeignet sind, auch die Probleme im ländlichen Raum zu lösen. (z.B. Telemedizin für die ärztliche Versorgung etc.)

  • Zunächst möchten wir mit Unterstützung von Studenten der Universität Heilbronn Fachbereich Tourismus im Rahmen einer Bachelor-Arbeit eine Tourismus Strategie und eine daraus resultierende Zielgruppeanalyse entwickeln. Bisher gibt es in Gersfeld zu viele Solitärkonzepte bzw. Leitbilder.
  • Wie auch in der Gesundheitsbildung können wir nur vermarkten, was wir authentisch darstellen können. Der Magistrat hat in 2020 festgelegt, dass Gersfeld das Prädikat „Naturstadt“ erhalten soll. Dies muss sich folgerichtig im Tourismuskonzept widerspiegeln.
    • Keine Etablierung von weiteren HotSpots des Massentourismus
    • Produktentwicklung für klimafreundlichen Urlaub, zum Beispiel in Kooperation mit der Deutschen Bahn. Die Möglichkeit mit der Bahn anzureisen ist ein Alleinstellungsmerkmal.
    • Kein Parkleitsystem zu touristischen Zielen! Die Rhön muss nicht mit dem Auto erlebbar gemacht werden, sondern durch ein gutes Wegenetz.
    • Kooperation mit der Touren APP outdooractive
    • Keine zusätzliche Ausweisung von Wohnmobilstellplätzen
  • Gersfeld hat grundsätzlich das Potenzial ein Seminarstandort nicht nur, aber vor allem für das Gesundheitswesen zu werden. Das Spektrum unserer medizinischen Einrichtungen ist ausgesprochen breit. Als Kur-und Rehastandort in Verbindung mit dem Prädikat des heilklimatischen Kurortes kann Gersfeld sich glaubhaft als Bildungsstandort vermarkten. Kernstück des Konzeptes muss die Stadthalle/Kur- und Bürgerzentrum sein. Dieses Gebäude wurde in den letzten Jahren nicht optimal vermarktet. Anbieten müssen wir Gersfeld bei medizinischen Fakultäten, der Kassenärztlichen Vereinigung und den Berufsgenossenschaften in enger Zusammenarbeit mit unseren bestehenden Einrichtungen.
  • Aufgrund der topographischen Lage und der Besitzverhältnisse ist es in Gersfeld schwierig, Gewerbeflächen auszuweisen und somit produzierendes Gewerbe anzusiedeln. Die Flächen, die wir haben sollten, vornehmlich unseren Betrieben vor Ort für deren Entwicklung zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig weist Gersfeld sowohl in der Kernstadt als auch in einigen Stadtteilen einen hohen Leerstand auf. Derzeit zeichnet sich ein Trend ab, dass Denkfabriken und junge StartUps innovative Arbeitsumfelder inmitten der Natur, abseits der Großstädte suchen. Urige Fachwerkhäuser werden renoviert und als Büroräume genutzt. Mit einer umfassenden Digitalisierungsstrategie kann Gersfeld sich auf diesem neuen Markt anbieten und kleine Unternehmen für Gersfeld begeistern, ohne den ansässigen Betrieben Konkurrenz zu schaffen.

Wir hoffen die Fragen umfänglich beantwortet zu haben und freuen uns auf weitere Reaktionen.

Ihr Team des BfG